Fotos von Sternen fand ich immer schon toll. Speziell dann, wenn man einen interessanten Horizont mit einbaut und im Idealfall noch einen guten Vordergrund. Allerdings waren solche Bilder für mich emotional betrachtet immer sehr weit weg von meiner eigenen Wirklichkeit. Die meisten Aufnahmen, die man beim Durchstöbern der großen Bilderplattformen sieht, sind irgendwo in den Bergen, oder gar im Ausland entstanden. Zudem wirft man als Laie das Thema oft mit der Astro-Fotografie, Sternenwarten, Teleskopen und kompliziertem hightech Equipment in einen Topf. Was das Thema auf einen sehr hohen, schwer erreichbaren Sockel hebt. Hat mich nicht von einigen Testfotos in der Vergangenheit abgehalten. Aber die waren qualitativ weit von den Aufnahmen entfernt, die mich in Zeitungen und Online-Foren fasziniert haben. Also ruhte das Thema.
Nun war ich vor einigen Wochen im Netz unterwegs – auf der internationalen Bilderplattform 500px. Irgendwie bin ich über eine neue Funktion, die einem Fotos der Region anzeigt, bei einem Bild vom Sternenhimmel über dem Steinberg gelandet. Das Bild ist vielleicht nicht das spektakulärste Bild vom Sternenhimmel im Internet, aber auf mich hatte es in dem Moment eine enorme Wirkung. Vor meiner Haustür, auf dem Hügel auf dem ich oft morgens meine Runde drehe und Tiere fotografiere, hatte jemand ein Bild gemacht, welches ich so und hier nicht für möglich gehalten hab. Eine Art der Fotografie, die ich sonst nur mit fernen Orten assoziiert hab, rückte gefühlt nicht nur näher, sondern rannte mich geradezu um.
Nachdem ich kurz etwas baff war, meldete sich meine Neugier. Wie geht das? Praktischer Weise standen die Aufnahmedaten gleich neben dem Bild und die waren für mein Kameraequipment, zumindest theoretisch, in Reichweite. Also ab ins Internet, recherchiert und binnen kürzester Zeit einen hilfreichen Link gefunden. Auf Pixolum.com gibt es eine einfach gehaltenen Einleitung zu dem Thema mit der man sich gut an die Sternenfotografie heran tasten kann.
Mit den Hilfestellungen aus dem Tutorial und der StarWalk2-App bewaffnet begann ich einen neuen Anlauf in dem Thema. Mit den Daten von dem Bild auf dem Steinberg und der 500er-Regel war ich schnell bei Werten, die eine brauchbare Helligkeit lieferten – wie ein Testschuss aus dem Fenster zeigt:
In der Vergrößerung zogen die Sterne allerdings schon Streifen:
Also weiter runter mit der Belichtungszeit und dafür rauf mit der ISO. Dank der StarWalk-App konnte ich eben sogar identifizieren, dass die Sterne unten im Bild das Sternbild Delfin bilden. Foto vom 13.11.2017 um ca. 23:30 Uhr:
So landete ich nach einigem Probieren bei folgenden Werten: 17mm, f4, 10 Sek., ISO 5000. Die Canon 5D Mark IV, die ich hier im Einsatz hatte, geht mit höheren ISO-Werten recht entspannt um. Die Bilder oben sind noch unbearbeitet aus der Kamera. Der rote Lichtschein rechts kommt von der Aktivitäts-LED hinten an der Kamera. Auf meiner Fensterbank, und im Fenster selbst, hat das Licht ziemlich reflektiert. Später draußen war die LED egal. Vorher musste ich allerdings das Objektiv noch richtig Scharf stellen. Sprich auf „unendlich“, bzw. auf die „hyperfokale Distanz“. Diese einzustellen ist nicht immer so einfach. Es klappt meist nicht, wenn man das Objektiv nur bis an den Anschlag dreht. Die meisten Objektive sind am Anschlag schon „überdreht“, also raus aus allen Schärfebereichen (zumindest dieses Universums). Mein Canon EF 17-40mm 4L hat zum Glück eine eingebaute Skala. Die musste ich nur auf den Anfang der hyperfokalen Distanz einstellen und hatte damit vom Horizont bis zu den Sternen alles scharf. Klappt bei Weitwinkelobjektiven prima. Teleobjektive, mit ihrer begrenzen Tiefenschärfe, habe ich für diese Zwecke noch nicht getestet. Wer keine Skala am Objektiv hat, kann bei Tag das Objektiv auf den Horizont scharf stellen und sollte dann den Autofokus deaktivieren. Auf dem Weg sollte das mit der hyperfokalen Distanz ebenfalls funktionieren.
Technisch gesehen war ich mir an dem Punkt sicher weitestgehend auf dem richtigen Weg zu sein. Jetzt hieß es warten, bis der Himmel hoffentlich dunkler und auch frei von Wolken wird.
Gestern (17.11.2017) habe ich dann einen weiteren Anlauf gewagt. Aktuell haben wir Neumond, was ja eigentlich eine gute Voraussetzung sein müsste. Nur die Wolken wollen noch nicht so recht verschwinden. Aber zumindest hatten wir ein paar Lücken dazwischen. Die nachfolgenden Fotos sind schon leicht entrauscht.
Hier der Blick vom Altarstein in Richtung Nordost. Unten im Tal der Forellenhof. Links hinterm Horizont der Lichtschein kommt vom Industriegebiet in Rinteln.
Da ich eigentlich die Milchstraße fotografieren wollte, die aktuell abends zumindest teilweise am westlichen Horizont zu sehen sein sollte, hab ich es auch mal in der Richtung probiert. Allerdings war davon bei den Wolken und auch dem Lichtschein von Lemgo und Detmold nichts zu sehen. Dafür hat sich ein einzelnes Auto in den entlegenen Weg verirrt:
Dem verirrten Auto folgten kurz danach noch 5 gleichzeitig, die mir wunderbar den Vordergrund ausgeleuchtet haben. Danke dafür! Manchmal ist es doch ganz gut, wenn eine Feier auf dem Forellenhof stattfindet und die Gäste stumpf dem Navi durch den Wald folgen, anstatt unsere gut ausgebaute Hauptstraße zu nutzen.
Da mit den Sternen nicht viel zu machen war, habe ich mich dann noch mit den beleuchteten Wolken und einigen Bäumen versucht. Ist auch irgendwie ok, aber dafür sollte man sich vermutlich tagsüber schon Bäume ausgucken, die richtig frei stehen und kein allzu dichtes Geäst, aber dennoch eine große Krone haben.
Zum Schluss war ich dann doch noch am Steinberg. Eher aus Gewohnheit, als das ich wirklich geglaubt habe, dass die Wolken so schnell verschwinden. Blick Richtung Kleeberg und Lemgo:
Auch wenn die erhofften Sternenfotos „noch“ nicht geklappt haben, war es doch ein spannender Abend. Ich freue mich schon auf die ersten frostklaren Nächte!
Gruß, Marc
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