Helgoland im Winter? Was wollt ihr denn zu der Jahreszeit auf diesem kalten, nassen Felsen?
So oder so ähnlich war meine Reaktion als das Thema vor zwei Jahren zum ersten Mal auf den Tisch kam. Ungeachtet aller Motivationsversuche von mehreren Fotografen unserer Foto-AG saß bei mir das Bild von einem kargen, nassen Felsen so fest, dass mich niemand dafür begeistern konnte. Und damit war ich nicht allein – von unseren rund zwanzig aktiven Mitgliedern waren es letztlich nur sechs, die sich im November 2016 auf die Reise nach Helgoland begaben.
Die fotografische Ausbeute, die diese danach mit zurück brachten, war allerdings sehr imposant. Und als Thomas Grimmelt einige Wochen später einen Vortrag über Helgoland und die Reise hielt, kamen ca. 50 Personen und waren für über zwei Stunden so gespannt von der Geschichte der Insel und den Erlebnisse und den eingefangenen Momenten der Fotografen, dass alle bis zum Ende mucksmäuschenstill waren.
Danach war mein Bild von Helgoland ein anderes.
Als dann im Herbst 2017 Helgoland noch mal als Reiseziel aufgerufen wurde, war ich sofort dabei. Mit Bruno Bolli, Karsten Höhne, Karsten Niehues, Marco Rost, Thomas Grimmelt und Familie Schubert – Thomas, Petra und Kim-Robin – war unsere Gruppe komplett.
Bis auf die Kleidung – denn Helgoland ist zumindest im Winter halt doch die meiste Zeit ein kalter, nasser Felsen.
Die Zeit bis zur tatsächlichen Reise im März 2018 war dementsprechend gefüllt mit regem Austausch über windfeste Jacken, regenfeste Hosen und die wärmsten Gummistiefel. Natürlich war die Zusammensetzung der Fotoausrüstung ebenso ein Thema. War der Reisezeitraum diesmal doch auf die Vogelwelt der Insel abgestimmt und nicht wie beim ersten Mal auf die Kegelrobben und Seehunde.
Überlagert wurde jede Diskussion aber vor allem von einem – der Vorfreude.
Und dann ging es endlich los.
Am 22.0.2018 klingelte um 3 Uhr morgens mein Wecker. Duschen, Frühstücken, Auto beladen, Scheiben freikratzen, losfahren. Die bitterkalten Minusgrade der Wochen davor mit teils -20°C, waren zum Glück vorbei, aber auf der Hügelkuppe zwischen Linderhofe und Hohensonne lag wieder frischer Schnee. Noch komplett unberührt und eigentlich auch ein Foto wert, aber das war an dem Tag nicht Teil des Plans. Um 5 Uhr stand ich bei Karsten vor der Tür und 20 Minuten später bei Marco. Damit war unser Wagen abfahrbereit. Die anderen sechs starteten unabhängig von uns. Treffpunkt war die Fähre in Cuxhaven – wo wir uns nach einer tristen Fahrt durch anhaltenden Regen erstmal ein Frühstück gönnten … zumindest jene, die keine Angst vor der Seekrankheit hatten.
Die Überfahrt mit der „Helgoland“ war sehr ruhig. Kein Vergleich zu dem Ritt auf den Wellen, den meine Mitfotografen auf der ersten Reise erlebt hatten. Mit leichtem Gegenwind waren wir nach knapp 3 Stunden am Ziel.
Das Wetter war unterwegs etwas freundlicher geworden, die Wolken heller und der Regen fast gänzlich verschwunden. So konnten wir unser Gepäck dann zum Glück auch trocken erst zum „Lift“ und dann durchs „Oberland“ zu unserem Ferienhaus bringen. Die Orientierungsphase im Haus hielten alle recht kurz, da es schon später Nachmittag war und wir unbedingt noch ein paar Fotos machen wollten. Die Bilder von diesem Tag sind (wenn nicht anders vermerkt) mit der Canon EOS 5D Mark IV und dem Canon EF 4L 70-200mm entstanden.
Die ersten Tiere, die mich begrüßten waren Krähen. Eigentlich nichs besonderes, da man sie fast überall antrifft und dennoch gerade dadurch faszinierend, da es für eine extreme Anpassungsfähigkeit dieser Art spricht.
Sonnenstrahlen waren in diesen Tagen ein seltenes Gut und luden immer wieder zu Landschaftsaufnahmen ein.
Und mit dem Blick über die westliche Felskante des Oberlandes konnte ich dann auch endlich die berühmten roten Klippen der Insel sehen.
Bis zu den Felsen an denen die Vögel bevorzugt brüten, waren es noch ein paar Meter, aber die Wege auf Helgoland sind vorzüglich ausgebaut. Anstrengend ist nur das Wetter. Bei Temperaturen um 4°C, konstantem Wind mit Gischt und leichtem Nieselregen muss man gut eingepackt sein.
Etwas deplatziert für einen Ferienort wirkten im ersten Moment die Spuren moderner Energieerzeugung und die Militärpräsenz. Aber irgendwie wollen die ca. 1000 Haushalte auf der Insel natürlich auch versorgt werden und wo sollte unsere Marine sonst sein, wenn nicht hier.
Und dann waren wir endlich am Ziel. Die Felsen in denen die Basstölpel und Lummen brüten.
An zwei Stellen kam man den Basstölpeln sehr nahe und konnte diese fast auf Armeslänge fotografieren.
Zwischendurch wurde das Wetter neblig. Dann guckte man vorsichtshalber ob man seine Mitstreiter noch in Sichtweite hatte. Rufen war selbst bei schwachem Wind kaum möglich, da das Geschrei der Vögel alles überlagerte.
Den Basstölpeln war das Wetter deutlich gleichgültiger als uns.
Für die Vogelbeobachter gab es viele Stellen, die gut durch Hinweisschilder, Wege und sinnvolle Absperrungen vorbereitet sind. Diese haben natürlich auch wir Fotografen genutzt.
In den Schluchten zwischen den Felsen gab es Thermik und Platz für die Vögel. Für mich war das der ideale Platz um die Vögel im Flug zu fotografieren.
Nach diesem wunderschönen Auftakt neigte sich der erste Tag dem Ende entgegen. Auf dem Weg zurück zum Haus konnte ich noch ein paar Impressionen einfangen, die nicht nur aus Basstölpeln bestanden.
Und so ging der erste Tag unserer Reise zuende. Im Haus angekommen hat uns Karsten H. noch mit Nudeln und Rührei bekocht. Danach habe ich mir -wie die meisten anderen auch- die Kamera geschnappt, die Bildausbeute gesichtet und schon mal die unscharfen Bilder aussortiert.
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